Sozialpädagogische Familiendiagnose

Das Konzept der Sozialpädagogischen Diagnosen ist eine Methode, die eine strukturierte Fallbesprechung im Rahmen der Hilfeplanung unterstützt. Die Methode wurde Anfang der 1990er Jahre von Klaus Mollenhauer und Uwe Uhlendorff entwickelt und hat mittlerweile in verschiedenen Bereichen der erzieherischen Hilfen Anwendung gefunden. Es orientiert sich an den Selbstdeutungen der Kinder und

Jugendlichen und trägt somit zentralen Qualitätskriterien des Hilfeplanprozesses, Betroffenenbeteiligung und Partizipation, Rechnung. Es ist bei jungen Menschen ab dem 10. Lebensjahr (Entwicklungsstand) anwendbar. Es wird unterschieden zwischen Sozialpädagogischen Diagnosen für Kinder und Jugendliche und Sozialpädagogischen Familiendiagnosen.

Sozialpädagogische Diagnosen
für Kinder und Jugendliche
  1.  Das Kind oder der Jugendliche wird mit Hilfe eines standardisierten Leitfadens interviewt und das Interview auf einem Tonträger dokumentiert.
  2. Das aufgezeichnete Gespräch wird von mindestens zwei „Auswertern“ gemeinsam gehört und die wichtigsten Interviewpassagen nach acht Protokolldimensionen und in Bildungsetappen eingeordnet.
  3. Das Interviewprotokoll dient dazu, die zentralen Lebensthemen und die zu bewältigenden Entwicklungsaufgaben herauszuarbeiten.
  4. Es werden Handlungsideen gesammelt, wie die Kinder und Jugendlichen bei der Bewältigung der Lebensthemen und der Entwicklungsaufgaben unterstützt werden können.
  5. Die Lebensthemen und die Vorschläge werden anschließend mit den Betroffenen besprochen, abgestimmt und ggf. verändert, um dann in den Hilfeplanprozess eingespeist zu werden.
Sozialpädagogische Familiendiagnosen

Das Konzept der Sozialpädagogischen Familiendiagnosen baut auf den Sozialpädagogischen Diagnosen für Kinder und Jugendliche auf. Es stellt die Selbstdeutungen insbesondere der erwachsenen Familienmitglieder in den Vordergrund. Auch für die erwachsenen Familienmitglieder gilt, dass ohne eine substanzielle Betroffenenbeteiligung, die sich auch auf die Problemsichten und die subjektiven Hilfepläne der Klienten bezieht, Kooperation als wichtigste Voraussetzung für den Erfolg von Hilfen nur schwer gelingt. Das Verfahren wurde im Rahmen des bundesweiten Forschungsprojekts „Familien in der Jugendhilfe“ von 2002 bis Anfang 2005 entwickelt und erprobt. An der Durchführung des Forschungsprojekts der Universität Kassel, des Brandenburger Instituts für Familientherapie, der Internationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen, der Universität Osnabrück und der Alida Schmidt Stiftung (Hamburg) war auch die Flexible Jugendarbeit Frankfurt/Oder e.V. und das Jugendamt Frankfurt/Oder beteiligt. Das Vorgehen von Interview über Rückmeldung bis hin zur Auswertung und Vorstellung im Rahmen des Hilfeplangespräches entspricht im Wesentlichen dem der Sozialpädagogischen Diagnosen für Kinder und Jugendlichen.